Frühjahrstreffen - Umwelt Verein Steinhagen

Verein zur Förderung der Umwelt- und Lebensqualität
in Steinhagen e.V.
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Frühlingstreffen am 12. März 2023

Im Rahmen des Frühlingsempfangs des Vereins zur Förderung der Umwelt- und Lebensqualität in Steinhagen e.V. hielt Frau Ulrike Sprick einen Vortrag zum Thema
„Die Apotheke Manitus - Indianische Heilkräuter aus Nordamerika“

Vor etwa 40 Zuhörern und Zuhörerinnen wurde die Veranstaltung „eingeläutet“ durch ein Friedenslied. Gesungen und mit der Gitarre begleitet durch Herrn Lippek. Dem voran ging eine kleine Räucherzeremonie mit Sweetgras (Hierochloe odorata), auch Heiliges Gras oder Mariengras genannt.

Das Sweetgras wurde als Mariengras von der Kirche z. B. bei Hochzeiten genutzt. In indianischen Kulturen fand es ebenfalls Verwendung zu Räucherungen bei Zeremonien und Ritualen. Es wirkt harmonisierend, reinigend, entspannend und konzentrationsfördernd.

Frau Sprick stellte noch elf weitere Kräuter vor, wie z.B. Echinacea purpurea, den Roten Sonnenhut.
 
Er gilt als immunstärkend und dient der Steigerung der Abwehrkräfte.
Als Schmerzmittel bei Zahnschmerzen, zur Linderung von Hals- und Bauchweh und rheumatischen Beschwerden hat er sich vielfach bewährt.
Echinacea wird auch bei Harnwegserkrankungen und zur Stärkung der Konstitution eingesetzt.

Des Weiteren nannte sie die Goldrute (Solidago canadiensis), auch “Sonnenmedizin” genannt.

Ein Goldruten-Tee wirkt harntreibend/durchspülend (steigert die Harnmenge), entzündungshemmend und kann so Nierensteinen vorbeugen. Es schwemmt Stoffwechselablagerungen aus dem Körper.
Der Tee findet auch Verwendung für Mundspülungen bei Zahnfleischerkrankungen.

Eine andere Pflanze, die Frau Sprick vorstellte, ist der Beinwell. Der Beinwell kam früh durch Missionare nach Amerika und wurde sofort von den Indianern übernommen.

Beinwell hat siebenmal so viel pflanzliches Protein wie Sojabohnen und viermal so viel Vitamin B12 wie Hefe.

Die Indianer nutzten die Wurzeln zur Wundheilung und bei Brandwunden.

1982 wurden PA-Alkaloide in der Pflanze nachgewiesen, woraufhin Präparate zur innerlichen Anwendung vom Markt genommen wurden. Studien ergaben jedoch, dass der Verzehr nur bedenklich sei, wenn Beinwellpräparate täglich in großen Mengen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Indianer aßen junge Blätter bis 12 cm für Salate, Suppen, Gemüse. Erst die älteren Blätter entwickeln die leberbelastenden PA.

Eine andere interessante Pflanze ist laut Frau Sprick die Berberitze (Berberis), auch Sauerdorn genannt.

Die Früchte (Fructus berberidis) wurden von Indianern wie Marmelade verwendet, aber auch zur Wundbehandlung.
Die Wurzelrinde enthält Stoffe, die gefäßerweiternd und blutdrucksenkend, antiseptisch, fiebersenkend, galletreibend, entzündungshemmend und tonisierend wirken.
Die nordwestlichen Stämme nahmen die Früchte in konzentrierter warmer Wasserlösung gegen Leber-, Nieren- und Blasenentzündungen ein.
Ein Rezept gegen Katarrhe und Skorbut:
Beeren mit Honig zu Brei verarbeiten und 6 – 8 Essl. täglich langsam im Mund zergehen lassen.
 
Schließlich nannte Frau Sprick die Prärielilie (Camassia Quamash), auch blaue Camass genannt. Sie ist ein Hyazinthengewächs der Prärie. Die Zwiebel war für manche Stämme ein Grundnahrungsmittel wie die Kartoffel. Der Geschmack ist der Esskastanie ähnlich. Getrocknet und zu Mehl gemahlen, wurden Fladenbrote daraus hergestellt.
Die Prärililie gehört zur  Blüten-Therapie: sie soll beide Gehirnhälften miteinander verbinden und so eine Balance herstellen zwischen Gefühl und Verstand.
Diese Blume ist auch bei uns kultivierbar, mehrjährig und winterhart.

ACHTUNG: es besteht Verwechslungsgefahr mit der Todes-Camasslilie, die weiß blüht: deren tödlich giftige Zwiebel wurde zu Brei gepresst und vorsichtig dosiert als starkes Schmerzmittel auf Verletzungen und Quetschungen aufgelegt.
Frau Sprick stellte auch den Mais (Zea mays) als eine weitere Heilpflanze vor.

Es gibt schätzungsweise 2000 indianische Maiszüchtungen in allen Farben und Größen. Der Mais gilt als eine der größten Beiträge zur Nahrungsversorgung der gesamten Menschheit.
Die indianischen Lebensmittel machen heute 2/3 der gesamten Lebensmittel der Welt aus.
Darunter Kartoffeln, Tomate, Paprika, Kürbis, Bohnen, Artischocken, Kaffee, Kakao, Coca.

Schon der spanische Chronist der Konquistadoren schien sehr beeindruckt von den Heilwirkungen der Maispflanze:
Sie hilft bei Leber- und Nierenerkrankungen, sowie Steinleiden. Ein Getränk aus Mais gilt als Prophylaxe.

Es wurde ein guter Einfluss bei Lungenentzündungen beobachtet. Maisöl findet Anwendung bei Fieber, Migräne, Asthma und Ödemen
Heute wissen wir: Maisöl führt den Körper von einer Übersäuerung zu einer alkalischen Körperchemie.
 
Als eine besonders schöne Pflanze stellte Frau Sprick die Nachtkerze (Oenothera biennis) vor.
Es gibt ca. 200 Arten. Bei uns kommen großblütige und kleinblütige Arten vor. Ursprünglich aus Amerika stammend, hat sich die Nachtkerze inzwischen als Wildkraut überall eingelebt.
Von Cherokee überliefert: Nachtkerzentee gegen Fettleibigkeit, warme Wurzelpackungen gegen Hämorrhoiden. Das Öl der Samen bei Neurodermitis, lindert Rötungen, Entzündungen und Juckreiz.

Eine weitere interessante Pflanze ist die Artemisia oder Feld- bzw. Steppen-Beifuß.

Artemisia gilt als die wichtigste Schamanenpflanze weltweit. Die Pflanze hat psychoaktive Inhaltsstoffe wie z.B. Weihrauch: sie wirkt stimmungsaufhellend, wärmend, stimulierend, gleichzeitig beruhigend und entspannend.
Bei der Ahnenräucherung wurde sie eingesetzt zur Trauerbewältigung. In Büscheln bei der Totenfeier verbrannt, diente sie als Brücke vom Diesseits ins Jenseits. Es heißt: Mit dem Rauch steigen die Seelen auf und gehen zusammen mit den Gebeten ins Licht.

Sie soll den Zugang zum Heiligen öffnen. Artemisia soll eine reinigende Wirkung auf Menschen und Räume haben. Die Pflanze wurde eingesetzt zur Vertreibung von Ungeziefer und bösen Geistern. Außerdem soll Artemisia die Widerstandskräfte stärken und Krankheiten vorbeugen (Thujon).
2015 wurde der Nobelpreis vergeben für die bewiesene Wirksamkeit gegen Malaria (Wechselfieber).
Frisches und getrocknetes Kraut, als Gewürz verwendet, fördert die Fettverdauung.
Ein Teeabsud wird eingesetzt gegen Erkältungen, Bronchitis, Koliken, Blasen- und Nierensteine, Fieber und Rheuma.

Als nächste Pflanze stellte Frau Sprick die Indianersonnenblume (Helianthus tuberosus) vor.
Auch bekannt als Topinambur oder Erdartischocke,

Topinambur gilt als ein wichtiges Nahrungsmittel, das aus Amerika zu uns kam und ab 1620 in Europa angebaut wurde. Später wurde der Topinambur von der ergiebigeren Kartoffel ersetzt.
Topinambur kann roh, frittiert und gekocht gegessen werden. Man macht auch Sirup daraus.
 
Es enthält viel Inulin (bis 16 %) und gilt als wichtiges Präbiotikum. Seit 1922 ist es zur Behandlung von Diabetes im Einsatz. Wird Inulin regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen, senkt es die Blutfettwerte und fördert die Anwesenheit von Bifidobakterien.

Alle Indianerstämme nutzten die verschiedenen Sonnenblumenarten und bereiteten daraus eine Medizin gegen Insektenstiche, Bisse von Skorpionen und Spinnen. Die enthaltenen Polyphenole schützen die Pflanze vor Fressfeinden und schädlichen Umwelteinflüssen. Betain, Cholin und Saponine werden als krebshemmend angesehen. Salicylsäure wirkt antimikrobiell und entzündungshemmend.

Als nächste Pflanze wurde der Lebensbaum (Thuja occidentalis) vorgestellt.
Er wird auch Weiße Zeder genannt.

Es handelt sich beim Lebensbaum um eine Giftpflanze, deren Blätter Thujon enthalten, das zu Blutdrucksenkungen, Konvulsionen (Krampfanfälle, Zuckungen), bis hin zu Koma und Tod führen kann.
Der Zedern-Tee wurde von Indianern als Universalmittel eingesetzt, wenn alle anderen Medikamente versagten. Auf glühende Kohlen geworfen fand der Rauch Anwendung gegen schwere Kopfschmerzen und chronische Migräne.

Indianische Hebammen wussten diese Blätter präzise zur Einleitung von Abtreibungen zu nutzen. Pionierfrauen, die sich das Wissen um die abtreibende Wirkung zu Nutze machen wollten, erlitten z.T. böse Überraschungen. Schwere Leberschädigungen und Todesfälle waren die Folge.
Zur Förderung der Menstruation tranken Indianerinnen Tee aus Stücken der inneren Rinde. Sie wurde in kochendes Wasser gelegt. Nach Abkühlung wurde die Rinde entfernt.
Jäger oder Krieger kauten diese innere Rinde wenn sie erschöpft waren auf langen Beutezügen.
Von Eigenversuchen riet Frau Sprick in diesem Fall aber ab.

Als letzte Heilpflanze dieses Vortrages stellte Frau Sprick die Trauben-Silberkerze (Cimifuga racemosa) vor. Auch Frauenwurzel oder Klapperschlangenkraut genannt.
 
Diese Pflanze entstammt der reichhaltigen indianischen Frauenheilkunde. Die getrocknete Wurzel wurde verwendet, um Wehen einzuleiten, den Milchfluss anzuregen oder Menstruationsbeschwerden zu lindern.
Gegen Hitzewallungen, Rückenschmerzen, Schlafstörungen, nervöse Reizbarkeit/Herzbeschwerden, Rheuma und Verstopfung, Schwindsucht und Krebs hat sie sich ebenfalls bewährt.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie nach England gebracht und findet auch bei uns Einsatz gegen Wechseljahresbeschwerden.

Abschließend erwähnte Frau Sprick, dass es überliefert sei, dass Indianerinnen keine Wechseljahresbeschwerden kannten und auch ihre Geburten zumeist leicht und einfach waren. Bei manchen Stämmen gingen die Frauen allein zum Gebären in die Wildnis, um dort in aller Ruhe ihr Baby zu bekommen und mit dem Kind in die Gemeinschaft zurückzukehren, bei anderen wurde eine Frauen-Party daraus gemacht. Frau Sprick betonte die Bedeutung des überlieferten Wissens und schloss mit dem Hinweis auf den weißen Büffel, der der Überlieferung nach sich zeige, wenn die Gefahr groß sei, aber auch die Hilfe nahe sei.

Die Zuhörer und Zuhörerinnen bedankten sich mit gebührendem Beifall.
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